
Erfahrungsberichte
Den Erfolg der Bildungs- und Integrationsarbeit von MORUS 14 verdanken wir den außerordentlich engagierten Ehrenamtlichen, die seit 15 Jahren ihre Zeit für die Zukunft der Kinder und Jugendlichen im Rollbergviertel investieren. Herzlichen Dank!

Hildegard Welbers, Schülerhelferin seit 2013
Ich war als Steuerberaterin selbstständig tätig, habe aber nicht bis zum Rentenalter durchgearbeitet. Ich wollte noch andere Dinge unternehmen. Eins davon war, mich um Kinder zu kümmern, die Hilfe brauchen. In meiner Wohngegend in Charlottenburg gab es eine Schule, in der ich auch eine Weile tätig war. Das Ganze war aber so unzuverlässig und schlecht organisiert, dass ich bald die Lust verlor. Von Renate Lübke bekam ich den Hinweis auf MORUS 14. Nach einem Gespräch mit Gilles Duhem war ich überzeugt, an der richtigen Stelle zu sein. Seit 2011 bin ich Schülerhelferin und Vereinsmitglied.
Ich bekam zuerst ein 12-jähriges Mädchen aus einer türkischen Familie „zugeteilt". Dank ihrer Intelligenz und ihres Ehrgeizes ist sie wirklich „pflegeleicht". Das liegt auch an der Familie, in der es sehr strukturiert zugeht: geregeltes Essen und Fernsehzeiten zum Beispiel. Da meine Schülerin dazu noch sehr solidarisch ist, fragte sie nach einem halben Jahr, ob auch eine Klassenkameradin dazukommen könne. Sie ist leider etwas anders und schwer für irgendwas zu interessieren. Bei ihr ist das familiäre Umfeld ganz anders. Ich versuche immer, beiden Mädchen gerecht zu werden.
Bei MORUS 14 gefällt mir, dass die Arbeit mit so vielen Helfern und Schülern so gut organisiert ist. In Charlottenburg hatte ich ja gegenteilige Erfahrungen machen müssen. Das sollte auch so bleiben. Positiv für mich ist darüber hinaus, dass ich hier mit Migranten Familien und ihren Kindern Kontakt bekam. Diese Verbindungen sollten weiterhin gepflegt werden. Sie sind wichtig für Integration und Gesellschaft. Ich finde einfach gut, was hier gemacht wird.

Marianne Johannsen, Schülerhelferin seit 2007, aktuelle Vorstandsvorsitzende
2005 war ich stellvertretende Schulleiterin an der Zuckmayer-Schule. Da gab es ein Projekt, bei dem ich Gilles Duhem und MORUS 14 kennenlernte. Ab 1980 gehörte ich bis zu meiner Pensionierung 2011 dem Lehrerkollegium an. In dieser Zeit erlebte ich, wie sich die Probleme in Neukölln verschärften. Ein aus Jugoslawien stammender Zuckmayer-Schüler wurde sogar Anfang der 1990er Jahre vor dem Gemeinschaftshaus des Vereins, Morusstraße 14, erschossen. Diese Entwicklung hat Güner Balci in ihren Büchern beschrieben. Sie war übrigens meine Schülerin und ich habe sie später zu einer Diskussion mit meiner Klasse eingeladen.
Seit 2013 bin ich Vorstandsvorsitzende bei MORUS 14. Es ist gut, dass viel Sozialarbeit geleistet wird. Schüler, Mitarbeiter des 2. Arbeitsmarktes oder der sozialen Dienste der Justiz werden auf Augenhöhe behandelt. Sie erhalten eine weitere Chance auf individuelle Bildung und Beschäftigung. Ich wünsche mir, dass noch mehr Ehrenamtliche für kontinuierliche, verlässliche Arbeit gewonnen werden können und diese Mitarbeit allen Spaß macht.

Onur Bayar, ehemaliger Mentee
MORUS 14 hat Folgendes erkannt: Die Bewohner der Rollbergsiedlung kommen überwiegend aus anderen Ländern, viele Erwachsene sprechen nicht gut Deutsch und waren nicht sehr lange in der Schule. Wie schafft man da Abhilfe für Jugendliche? Man holt sie von der Straße, bietet ihnen Freizeitmöglichkeiten und schulische Unterstützung an. Ihre Bildungsziele können dann Realität werden. Der Verein hat für mich Schülerhelfer gefunden, die sich vor Prüfungen drei- bis viermal in der Woche mit mir trafen. Wenn ein Schülerhelfer aufhören musste oder im Urlaub war, hat MORUS 14 sofort einen anderen gesucht. Dieses Engagement ist einmalig und beeindruckend. Es muss unbedingt unterstützt werden! MORUS 14 vermittelte mir auch den Kontakt zu Frau Christina Schwarzer. Sie ist Bundestagsabgeordnete und Vereinsmitglied. Sie schickte mich zum Planspiel des Deutschen Bundestages (Jugend und Parlament) als Vertreter Neuköllns. Dies führte dazu, dass ich mich in der Jungen Union und der Schüler Union engagieren wollte. Dort vertreten wir die Interessen und Anliegen der Schüler/-innen unseres Bezirkes. Durch MORUS 14 habe ich ein anderes Vereinsmitglied kennengelernt, Stadtrat Falko Liecke. Nach diesen beiden Begegnungen habe ich beschlossen, Mitglied in der CDU zu werden.“ (Onur kandidierte in Neukölln für die CDU bei der Wahl 2016 zum Abgeordnetenhaus, er will jetzt Medizin studieren.)

Djamelddine und Gerda, Schüler und Schülerhelferin
Mein Name ist Djameleddine. Ich bin 13 Jahre alt, wohne im Rollbergviertel und besuche die Regenbogen-Grundschule. Ich habe vier Geschwister, zwei ältere Schwestern und zwei jüngere Brüder. Seit etwa zwei Jahren gehe ich zur Schülerhilfe bei MORUS 14 und bekomme dort Nachhilfe. Meine Mutter hat mich dort angemeldet, weil ich Schwierigkeiten beim Lernen habe. Meine Geschwister sind auch alle hier. Meine Schülerhelferin Gerda treffe ich zweimal in der Woche für je 1,5 Stunden. Durch die Nachhilfe habe ich mich in der Schule verbessert und hoffe, dass meine Zensuren noch besser werden. Wir üben Mathe, Deutsch lesen und schreiben. Wir spielen auch und machen Ausflüge. Mit Gerda habe ich schon viel unternommen. Wir waren zum Beispiel im Kino und im Zirkus und wir haben eine tolle Radtour gemacht. Gerda ist meine vierte Schülerhelferin. Es macht mir Spaß, mit ihr zu lernen. Ich möchte nächstes Jahr in der Oberschule mit ihr weiter arbeiten.

Daniel Gruschke, Schülerhelfer
Zu den bemerkenswerten Seiten des Lebens gehört es, dass wir manchmal von uns selbst überrascht sind. Vor circa einem Jahr hätte ich nicht geglaubt, dass ich bald jede Woche mit einem 15-Jährigen Hausaufgaben machen und daran Freude haben würde. Und ich hätte für unmöglich gehalten, dass meine regelmäßigen Ausflüge mit drei neunjährigen Rabauken zu den Höhepunkten meiner Woche gehören könnten. "Wie jetzt, noch welche dazu, und dann gleich drei?!" Das war die halb ungläubige, halb mitleidige Reaktion in meinem Freundeskreis, als ich von meinen neuen "Patenkindern" erzählte. Ja, drei, und obwohl mich das Trio an meine Grenzen bringt, dürften es noch mehr sein.
Angefangen hat alles in den Sommerferien. Gilles Duhem schlug vor, etwas mit einem Jungen zu unternehmen, der nicht in den Urlaub fuhr. So lernte ich Haider kennen. Wir spielten auf dem Tempelhofer Feld Federball und Mensch ärgere Dich nicht, übten im Columbiabad schwimmen, sahen uns im Naturkundemuseum Dinosaurierskelette an, fuhren auf den Fernsehturm und staunten über die exotischen Bewohner im Aquarium des Berliner Zoos. Da Ausflüge mit Freunden mehr Spaß machen, stieß bald Hussein zu uns. Und da aller guten Dinge drei sind, packten die beiden zu Mangosaft und Kartoffelchips auch noch ihren Kumpel Mustafa ein. In dieser Besetzung fuhren wir nach Friedrichsfelde in den Tierpark, um Löwen zu sehen, machten Experimente im Science Centre des Technischen Museums und tobten uns in Jolos-Kinderwelt aus, Berlins erstem Indoor-Spielplatz. Natürlich essen wir auch ganz viel Eis, Pommes und Pizza – und trinken so viel Cola, bis wir platzen. Jeder Ausflug ist auch eine Belastungsprobe für meine Nerven, aber wenn Haider über den Schokokuchen bei Fassbender & Rausch in Entzücken gerät, Hussein einen Pelikan mit einem Storch verwechselt oder Mustafa in Machopose auf einer Hüpfburg triumphiert, dann ist das alles vergessen.